Ein schlankes Lieferantennetzwerk bietet viele Vorteile, einige monetär, andere prozessbezogen. Kein Wunder, dass immer mehr Unternehmen ihre Beschaffungsstrukturen konsolidieren und im Gummi- und Kunststoffbereich dazu übergehen, Material von möglichst wenigen Anbietern zu beziehen. Doch diese Strategie birgt auch Risiken. Bevor Entscheider:innen eine Lieferantenkonsolidierung durchführen, sollten sie daher genau analysieren, welche Beschaffungsstrategie für sie optimal ist.
Beschaffungsstrukturen zu konsolidieren bedeutet nicht unbedingt, auf die Vorteile eines umfangreichen Netzwerks zu verzichten. Viele Gummi- und Kunststoffproduzenten haben Kontakte zu Sublieferanten und können im Bedarfsfall Aufgaben auslagern. Der Koordinationsaufwand liegt in diesem Fall beim Produktionspartner. Oft ergeben sich auch finanzielle Vorteile, da Zulieferer höhere Skaleneffekte bei Sublieferanten erzielen können und mehr Spielraum bei Vertragsverhandlungen haben. Auf diese Weise ist es Kunden möglich, einen Teil des eigenen Supply Chain Managements auszulagern.
Eine konsolidierte Lieferantenstruktur ermöglicht es, engere Beziehungen zu einzelnen Dienstleistern aufzubauen. Muss der Einkauf seine Aufmerksamkeit nicht mehr unter einer Vielzahl von Zulieferern aufteilen, gestaltet sich die Zusammenarbeit einfacher. Man kennt sich, hat in der Vergangenheit schon mehrmals zusammengearbeitet und weiß, worauf es der Gegenseite ankommt. Konflikte treten dadurch seltener auf. Auch eine Vernetzung der IT-Systeme ist in diesem Szenario möglich, sodass ein Ressourcenbedarf auf Kundenseite automatisch als Bestellung im System des Anbieters auftaucht und im Gegenzug Rechnungen automatisiert dem Rechnungswesen des Kunden zur Verfügung gestellt werden.
Wenn ein Produktionsunternehmen entscheidet, Nichtstandard-Spritzgussformteile von mehreren Anbietern parallel zu beziehen, werden multiple Werkzeuge benötigt, deren Kosten sich im Einkaufspreis der Komponenten niederschlagen. Die durch Redundanz bedingten Vorteile hinsichtlich der Liefersicherheit werden in diesem Fall von den steigenden Kosten relativiert. Eine konsolidierte Beschaffungsstrategie hat demgegenüber finanzielle Vorteile. Hierbei mag es sich um einen Spezialfall handeln, der nur für den Gummi- und Kunststoffbereich relevant ist. Allerdings sollten Entscheider:innen ihn nicht außer Acht lassen.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Fokussierung auf wenige Zulieferer immer auch potenzielle Flaschenhälse schafft, in manchen Fällen sogar einen Single Point of Failure. Hat ein präferierter Anbieter kurzfristig Lieferprobleme, fällt es dem Kunden oft schwer, rechtzeitig einen Ersatz zu finden. Auch dieses Risiko lässt sich minimieren, indem man Lieferpartner wählt, die selbst ein umfangreiches Zulieferernetzwerk unterhalten. Allerdings liegt die Organisation dieses Netzwerks nicht in der Hand des Unternehmens, sodass auch hier immer eine gewisse Unsicherheit besteht.
Ob sich der zeitliche Aufwand einer Lieferantenkonsolidierung lohnt, hängt letzten Endes vom Unternehmen ab. Viele Entscheider:innen scheuen davor zurück, die enorme Flexibilität aufzugeben, die ihnen ein umfangreiches Zulieferernetzwerk bietet. Ein valider Standpunkt. Es ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass diese Beschaffungsstrategie Kosten verursacht und den Einkauf zusätzlich belastet. Jedes Unternehmen muss beide Seiten sorgfältig abwägen. Ein guter Kompromiss ist oft, die Zusammenarbeit mit Gummi- und Kunststoffanbietern zu suchen, die selbst ein umfangreiches Netzwerk an Sublieferanten unterhalten. Auf diese Weise profitieren Produktionsunternehmen von den Vorteilen der Lieferantenkonsolidierung und schwächen gleichzeitig deren Nachteile ab.
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Swen Schubert ist seit 2011 Standortleiter der Jäger-Niederlassung in Chemnitz. Der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann betreut im Außendienst alle Kunden der östlichen Bundesländer.