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So sollten Fertigungsunternehmen reagieren
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Die globale Rohstoffknappheit hat branchenübergreifend zu Lieferengpässen geführt. Gründe dafür sind zum einen die steigende Nachfrage infolge der pandemiebedingten Wirtschaftsflaute und zum anderen die nach wie vor reduzierten Produktionskapazitäten der Rohstoffanbieter. Verstärkt wird dieser Effekt durch kürzliche Störungen der weltweiten Lieferketten, z. B. die Blockade des Suez-Kanals oder die temporäre Schließung des Container-Terminals am chinesischen Frachthafen Ningbo-Zhoushan.
Aktuell sind 78 Prozent der mittelständischen Unternehmen in Deutschland von Materialengpässen betroffen. Dies gilt nicht nur für Holz und Stahl, sondern auch für die Gummi- und Kunststoffindustrie.
Wie können Produktionsunternehmen auf diese Situation reagieren? Welche kurz- und mittelfristigen Lösungsansätze gibt es, um diese Krise zu bewältigen? Und was können Entscheider:innen tun, um trotz Knappheit die Materialversorgung sicherzustellen?
Kurzfristige Maßnahmen sind relativ schwierig umzusetzen, denn der Rohstoffmangel ist ein weitreichendes Phänomen. Betroffene Unternehmen können nicht einfach auf einen anderen Hersteller ausweichen, denn grundsätzlich sind die Lieferschwierigkeiten universal. Zudem ist auch die Konkurrenz auf der Suche nach Rohstoffen und Vormaterialien, was den Rohstoffmarkt weiter anheizt.
Ein möglicher Lösungsansatz besteht darin, alternative Werkstoffe zu evaluieren, die eventuell weniger stark gefragt sind. Dabei kann es sich um generische Varianten des gleichen Materials handeln, etwa eine andere Marke, oder Stoffe mit leicht abweichenden Charakteristika.
Im Zuge der Materialauswahl streicht die Konstruktion beispielsweise häufig Werkstoffe von ihrer Liste, die wegen Kleinigkeiten nicht in Frage kommen. Meist erfüllen diese Stoffe dennoch die primären Anforderungen. Sie sind lediglich für den geplanten Einsatzzweck nicht optimal. In der aktuellen Situation ist es sinnvoll, diesen Materialien eine Chance zu geben.
Leider sind alternative Werkstoffe nicht für alle Branchen eine kurzfristige Handlungsoption. In der Lebensmittel- oder der Pharmaindustrie durchlaufen Materialien beispielsweise komplexe Freigabeprozesse mit multiplen Testrunden, bevor sie für die Produktion freigegeben werden. Eine Freigabe alternativer Werkstoffe ist zwar prinzipiell möglich, kann aber bis zu sechs Monate dauern. Zudem ist nicht gesichert, dass die neuen Optionen nach Ende der Evaluierung noch verfügbar sind.
Trotz der Konkurrenzsituation versuchen einige Fertigungsunternehmen, der Krise durch Kooperation zu begegnen. Es kommt immer wieder vor, dass jemand dringend Material A benötigt und gleichzeitig einen Überschuss an Material B auf Lager hat. In diesem Fall besteht die Möglichkeit, einen Tauschhandel mit anderen Unternehmen abzuschließen, die in einer ähnlichen Situation sind.
Tauschpartner zu finden kann jedoch relativ aufwändig sein – insbesondere, wenn den Verantwortlichen entsprechende Kontakte fehlen. Aus diesem Grund haben sich mittlerweile diverse digitale Handelsplattformen für Rohstoffe etabliert, auf denen Unternehmen Ressourcen suchen und zum Tausch anbieten können. Aktuell sind diese Angebote noch überschaubar, aber es kann sich lohnen, einen Blick darauf zu werfen.
Im Zweifelsfall ist es ratsam, den Kontakt mit Ihren Lieferanten zu suchen. Diese wissen am besten, welche Materialien wann und zu welchem Preis verfügbar sind, und können Sie entsprechend beraten. Melden Sie sich bei uns, falls Sie weitere Informationen benötigen.
Mittelfristig betrachtet haben Unternehmen etwas mehr Spielraum in der Beschaffung. Rohstoffe und Vorprodukte sind durchaus verfügbar, aber oft mit langen Lieferzeiten verbunden (aktuell ca. sechs Monate bei Gummi und Kunststoff). Wer jetzt schon weiß, welcher Materialbedarf in einem halben Jahr zu erwarten ist, kann frühzeitig Bestellungen aufgeben und seine Rohstoffversorgung sichern.
Zu diesem Zweck bieten sich Rahmenverträge an. In diesen verpflichtet sich der Anbieter, innerhalb eines vereinbarten Zeitraums eine bestimmte Menge an Waren bereitzustellen. Gleichzeitig verpflichtet sich der Kunde zur Abnahme dieser Waren. Der Vorteil ist für beide Seiten, dass sie sich langfristig auf diese Interaktion einstellen können.
Eine mögliche Lösung für die Rohstoffknappheit in der Produktion besteht darin, Gummi- und Kunststoffkomponenten vorzubestellen, um den mittelfristigen Bedarf zu sichern. Produkte über längere Zeit vorrätig zu halten, setzt jedoch entsprechende Lagerkapazitäten voraus, die mit Kosten verbunden sind. Hier kommen Rahmenverträge ins Spiel. Sie bieten beiden Seiten rechtliche Sicherheit und ermöglichen dadurch, die Produktion in die Zukunft zu verlagern.
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Ein Rahmenvertrag bietet beiden Seiten rechtliche Sicherheit und verschafft ihnen genug Spielraum für eine effizientere Ausarbeitung der Zusammenarbeit. Der Anbieter kann sich darauf einstellen, dass der Kunde ihm eine bestimmte Menge an Waren abnimmt, und seine Produktion entsprechend planen. Der Kunde muss wiederum keine zusätzlichen Lagerkapazitäten bereitstellen, denn die termingerechte Lieferung seiner benötigten Komponenten ist vertraglich festgelegt.
Die Vorteile von Rahmenverträgen im Kontext der pandemiebedingten Rohstoffknappheit sind:
Auf den letzten Punkt sollten Unternehmen sich jedoch nicht zu 100 Prozent verlassen. Der Markt ist nach wie vor angespannt und weitere Preisanstiege sind zu erwarten. Gummi- und Kunststoffanbieter können sich angesichts dessen gezwungen sehen, ihre Preise ebenfalls anzupassen, um keine Verluste einzufahren. Im Zweifelsfall ist es ratsam, eine Preisgleitklausel zu vereinbaren, um diesen Punkt vertraglich abzusichern.
Auf die aktuelle Rohstoffknappheit und die damit verbundenen Lieferengpässe zu reagieren ist relativ schwierig. Moderne Lieferketten sind nicht dafür gemacht, flexibel auf Störungen zu reagieren und bieten daher keine inhärenten Gegenmaßnahmen. Der beste Weg aus dieser Lage ist, den Kontakt mit Lieferanten zu intensivieren und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Schließlich sitzen alle in einem Boot.
Wichtig ist auch, aus der aktuellen Krise zu lernen. Die COVID-19-Pandemie hat aufgezeigt, wie fragil die Beschaffungsstrategien der modernen Wirtschaft tatsächlich sind. Die momentanen Engpässe sollten Anlass sein, das eigene Supply Chain Management zu überarbeiten und gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Vorausschauendes Handeln ist in diesem Zusammenhang das entscheidende Stichwort.
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