JÄGER Business Blog
Worauf sollten Sie achten?
WHITEPAPER
Erfahren Sie, welche Faktoren Ihren SOP beeinflussen!
Den passenden Lieferanten für Gummi- oder Kunststoffkomponenten zu finden, ist nicht ganz einfach. Es gibt zahlreiche Anbieter auf dem Markt, deren Leistung von außen oft schwer zu beurteilen ist. Hinzu kommt, dass Lieferanten in diesem Bereich häufig auch als Entwicklungspartner agieren und der Anteil an Dienstleistungen entsprechend höher ist. Aus diesem Grund ist es ratsam, sich vor der Auswahl eines neuen Zulieferers für Gummi- und Kunststoffprodukte einen Überblick über die Besonderheiten der Branche zu verschaffen.
Auf der grundlegenden Prozessebene ist die Lieferantenauswahl in allen Unternehmen gleich. Der Einkauf recherchiert zunächst infrage kommende Anbieter für die gesuchten Materialien (basierend auf internen oder externen Informationen) und erstellt eine Short List. Anschließend schaut er sich alle Hersteller auf dieser Liste im Detail an, streicht jene, die sich als ungeeignet erweisen, und wählt aus den Verbliebenen den Lieferpartner aus, der die individuellen Entscheidungskriterien am besten erfüllt.
Die zweite Phase, die Lieferantenbewertung, ist in der Gummi- und Kunststoffverarbeitung eine besondere Herausforderung. Grund dafür ist der geringe Standardisierungsgrad dieser Werkstoffe.
Im Metallsektor gibt es fest definierte Produkte, zum Beispiel Stahlsorten, die immer die gleichen Eigenschaften aufweisen. Der Einkauf kann sich also darauf konzentrieren, einen Anbieter zu finden, der das von der Konstruktion geforderte Material zu möglichst günstigen Konditionen anbietet.
Bei Gummi und Kunststoff ist das nur eingeschränkt der Fall. Sowohl Kunststoffe als auch Elastomere sind Werkstoffe mit einem breiten Spektrum an Eigenschaften, die von ihrer spezifischen Zusammensetzung abhängen. Es gibt zwar standardisierte Produkte (zum Beispiel bestimmte Arten von Silikon), die Anbieter auch flächendeckend im Portfolio haben, aber diese eignen sich nicht für alle Anwendungsbereiche.
In der Regel brauchen Kunden Gummimischungen bzw. Kunststoffe, die individuell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind, abhängig von Parametern wie Umgebungstemperaturen, mechanischen Belastungen oder Vibrationen.
Nur wenige Hersteller sind in der Lage, Artikel aus Gummi und Kunststoff zu entwerfen, die ihre Kriterien adäquat erfüllt. Das liegt daran, dass die Kernkompetenzen der meisten Fertigungsunternehmen eher im Metallbereich liegen. Für den Umgang mit Kunststoffen oder Elastomeren fehlt ihnen schlicht das Know-how. Falls sie doch einmal eine entsprechende Komponente benötigen, egal Kunststoff-Bauteile, Verbundteile oder Gummi-Formteile, nehmen sie die Beratungsleistung ihrer Zulieferer in Anspruch. Dieser Umstand sollte sich auch in der Lieferantenauswahl widerspiegeln.
Beratungsgespräch auf Grundlage technischer Daten
Harte Faktoren wie Preis, Lieferkonditionen und Produktqualität spielen auch bei Elastomeren und Kunststoffen eine große Rolle und sollten keinesfalls vernachlässigt werden. Allerdings stehen sie nicht allein im Fokus der Lieferantenbewertung. Bei der Beschaffung von Gummi- und Kunststoffartikeln sind auch weiche Faktoren von hohem Wert, mehr noch als im Metallbereich.
In der Regel suchen Fertigungsunternehmen bei Kunststoff-Bauteilen oder Gummiwaren nicht nur einen Produktanbieter, sondern einen Entwicklungspartner, der sie sowohl bei der Konstruktion als auch bei der Materialauswahl unterstützt. Gummi- und Kunststoffzulieferer sind tiefer in den Wertschöpfungsprozess ihrer Kunden eingebunden, als es in vielen anderen Branchen der Fall ist. Entsprechend ist die Qualität ihrer Beratungsleistungen und der Kundenservice ein wichtiger Bestandteil der Lieferantenauswahl.
Achten Sie darauf, wie potenzielle Zulieferer auf Ihre Anfrage reagieren. Seriöse Anbieter analysieren zunächst Ihre Anforderungen und Rahmenbedingungen, bevor sie ein Angebot abgeben. Solche Lieferanten stellen Fragen, kommunizieren auf Augenhöhe mit ihren Kunden und scheuen nicht davor zurück, unerkannte Herausforderungen oder alternative Lösungsansätze zu finden.
Ehrlichkeit und Transparenz sind das A und O im Beschaffungsprozess. In der Regel gibt es keine Elastomere und Kunststoffe, die out of the box alle Kundenanforderungen erfüllen. Gleiches gilt für die Lieferzeiten. Aktuell hat die gesamte deutsche Industrie Lieferschwierigkeiten und teilt das auch offen mit. Unternehmen, die dies nicht tun, handeln ihren Kunden gegenüber vermutlich nicht transparent.
Die Rede ist hier von einem durchschnittlichen Projekt, in dem es beispielsweise um Schläuche oder Dichtungen geht. Natürlich gibt es Anwendungsfälle für die Standardmaterialien oder -komponenten wie O-Ringe einwandfrei geeignet sind. In der Praxis kommt das jedoch eher selten vor.
Wichtig ist auch, dass Sie die Lieferantenauswahl im Gummi- und Kunststoffbereich nicht ausschließlich den Mitarbeiter:innen des Einkaufs überlassen. Diese können zwar Preise und Lieferkonditionen aushandeln, den beratenden Anteil der Zusammenarbeit aber kaum bewerten. Die wenigsten Einkäufer:innen können einschätzen, ob die vorgeschlagene Lösung eines Gummi- und Kunststoffanbieters die Anforderungen der Konstruktion erfüllt. Daher sollten Sie neben dem Einkauf immer auch die Fachabteilungen an Bord holen, zumindest was die technischen Details angeht.
Der hohe Konkurrenzdruck in der Industrie treibt viele Unternehmen dazu, ihre Beschaffung preisorientiert auszurichten. Was Kunststoff- und Gummiprodukte angeht, ist dies allerdings nur eingeschränkt zu empfehlen. Der niedrige Standardisierungsgrad erschwert es Kunden, die Qualität des Materials im Vorfeld einzuschätzen. Gleichzeitig bieten Lieferanten im Niedrigpreissektor weniger Beratungsleistungen an, sodass Kunden manchmal versehentlich einen ungeeigneten Werkstoff für ihre Komponenten auswählen. Im Gummi- und Kunststoffbereich kann eine starke Preisorientierung daher Einschränkungen hinsichtlich der Produktqualität zur Folge haben.
Zudem gibt es noch andere Entscheidungskriterien, die abseits des Preises Teil der Lieferantenbewertung sein sollten. Hierzu gehören beispielsweise Service, Liefersicherheit, örtliche Nähe und eine gute Erreichbarkeit, wenn möglich mit festen Ansprechpartner:innen im Kundenservice, um den Kontakt zwischen Kunde und Lieferant zu erleichtern.
Auch das Thema Nachhaltigkeit ist aus dem modernen Lieferantenmanagement nicht mehr wegzudenken. Anforderungen wie ein möglichst niedriger CO2-Ausstoß, umweltfreundliche Materialien und eine transparente Lieferkette, frei von Menschenrechtsverstößen, gehören in das Lastenheft jedes Unternehmens und sollten gewissenhaft überprüft werden. Nicht nur wegen rechtlichen Vorgaben, sondern auch, weil Nachhaltigkeit für viele Entscheider:innen zu einem intrinsischen Anliegen geworden ist.
Im Kern unterscheidet sich die Lieferantenauswahl für Gummi- und Kunststoffprodukte kaum von anderen Bereichen. Der Prozess ist der gleiche, nur die Schwerpunkte sind anders gesetzt. Weiche Faktoren wie Transparenz oder ehrliche Kommunikation auf Augenhöhe haben einen höheren Stellenwert, da Gummi und Kunststoff einen höheren Beratungsanteil erfordern.
Alle Formteile sind individuell an ihren Einsatzzweck angepasst, Standardprodukte gibt es nur wenige. Daher suchen Fertigungsunternehmen für Gummi und Kunststoff meist nicht nur einen Anbieter, sondern einen Entwicklungspartner, der sie bei Materialauswahl, Optimierung und Konstruktion unterstützt. Diesen Umstand sollten Sie bei der Lieferantenauswahl auf jeden Fall im Blick behalten.
Whitepaper: Den Start of Production sichern
Joachim Reindl ist regionaler Vertriebsleiter bei Jäger, zuständig für Österreich und den Süden von Bayern. Er hat 45 Jahre Erfahrung in der Gummi- und Kunststoffbranche.
Jetzt Beitrag teilen!
Jäger Gummi und Kunststoff GmbH
Lohweg 1
30559 Hannover
Tel. +49 511 – 53580
Fax +49 511 – 553394
info@jaeger-gk.de
Geschäftsführung:
Dipl.-Ing Sebastian Jäger
Julius Jäger, M.Sc.
Registergericht Hannover HRB 59798
DE 813 314 161