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Preisfokussierte Einkaufsstrategien sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist es wichtig, Beschaffungskosten zu minimieren, um die Organisation möglichst profitabel zu halten. Andererseits ist der Preis selten der einzige relevante Faktor. Unternehmen, die Komponenten aus Gummi und Kunststoff möglichst günstig beschaffen möchten, nehmen beispielsweise immer auch Abstriche an anderer Stelle in Kauf, egal ob bewusst oder unbewusst.
Ob sich der geringere Einkaufspreis angesichts dieser Abstriche lohnt, hängt vom Kontext ab. Die Herausforderung besteht darin, zu entscheiden, wann der Einkauf mit Billiganbietern zusammenarbeiten sollte und wann nicht.
Ein Grundprinzip der Betriebswirtschaftslehre lautet: Der Preis eines Produkts muss langfristig betrachtet die Stückkosten übersteigen, damit es profitabel ist. Bietet ein Lieferant Waren zu einem geringeren Preis als die Konkurrenz an, bedeutet dies, dass auch seine Kosten entsprechend niedriger sind. Kunden müssen demzufolge an andere Stelle Abstriche machen, sei es bei der Qualität oder beim Leistungsumfang.
In der Gummi- und Kunststoffindustrie sind mit Qualität die Materialeigenschaften gemeint. Ein qualitativ geringerer Werkstoff hat zum Beispiel eine kürzere Lebensdauer, weist optische Fehler auf oder hat weniger chemische Beständigkeiten als Hochpreismaterialien. In manchen Fällen ist dies das Resultat geringerer Qualitätsstandards, zum Beispiel bei Anbietern aus bestimmten Niedriglohnländern. In der Regel ist der Qualitätsunterschied jedoch gewollt. Der Lieferant bedient auf diese Weise einen Materialbedarf für Einsatzgebiete, in denen Premiumprodukte einen zu vernachlässigenden Mehrwert haben.
Darüber hinaus müssen Kunden im Niedrigpreissektor Abstriche beim Leistungsumfang machen. Gummi- und Kunststoffkomponenten von Billiganbietern sind in der Regel standardisiert und nur in geringem Maße individualisierbar. Zudem bieten diese Lieferanten ihren Kunden keine Beratungsleistungen an. Sie assistieren nicht bei der Materialauswahl und geben keinen Input für die Produktentwicklung. Oft haben sie lediglich ein begrenztes Portfolio, das „wie abgebildet“ bestellt werden kann.
Auch bei den Lieferkonditionen gibt es Einschränkungen. Wo andere Lieferanten ihren Kunden entgegenkommen, sind Billiganbieter relativ unflexibel. Oft liefern sie Waren nur in Form von Einzelbestellungen. Sie bieten weder bedarfsgerechte Teillieferungen noch Rahmenverträge oder Just-in-time-Konzepte.
Beratungsgespräch zur Konzeption technischer Bauteile
Billiganbieter für Gummi und Kunststoff mögen ihre Schwächen haben, trotzdem besetzen sie eine wichtige Nische. Situationsbedingt ergibt es durchaus Sinn, Materialien mit geringerer Qualität einzusetzen.
Zum Beispiel müssen Einwegartikel, die lediglich als Transportschutz dienen, keine hohen Anforderungen erfüllen. Ihre Aufgabe ist, Schäden an der transportierten Ware zu vermeiden. Lebensdauer oder chemische Beständigkeiten sind in so einem Fall nebensächlich. Auch bei Nicht-Sichtkomponenten können Abstriche gemacht werden, insbesondere hinsichtlich Haptik und Optik.
Gleiches gilt für den Leistungsumfang. Nicht jedes Unternehmen wünscht sich Beratungsleistungen von einem Gummi- oder Kunststoffanbieter. Manche Kunden können genau einschätzen, was sie wollen, und suchen nur nach einem günstigen Preis. Dies gilt insbesondere, wenn es sich um triviale Anwendungsfälle ohne besondere Anforderung an das Material handelt.
Auch bei den Lieferkonditionen gibt es solche und solche Fälle. Manche Unternehmen haben keinen Bedarf für individuelle Lieferkonzepte. Oft sind Einzelbestellungen, die in einer Charge geliefert werden, völlig ausreichend, beispielsweise für einmalige Projekte.
Für die meisten Unternehmen sind dies jedoch Einzelfälle. In der Regel spielen Qualität und Leistungsumfang eine wichtige Rolle und relativieren einen höheren Einkaufspreis.
Gerade im Gummi- und Kunststoffbereich gibt es oft spezifische Anforderungen an Materialien, abhängig vom Einsatzgebiet. Fast immer suchen Unternehmen nach einem Material, das gewisse chemische oder physikalische Beständigkeiten aufweist, bestimmten Temperaturbereichen standhält oder besondere Zertifizierungen mitbringt. Einen Lieferpartner an der Hand zu haben, der auch individuell angepasste Werkstoffe anbietet und sein Know-how für die Auswahl bereitstellt, ist in diesen Fällen Gold wert.
Gleiches gilt für die Transportkonditionen. Ist eine Komponente für die Serienfertigung vorgesehen, wünschen sich die meisten Kunden bedarfsgerechte Liefervereinbarungen und eine produktionsorientierte Kommissionierung – beides Dienstleistungen, die im Niedrigpreissegment fehlen.
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, Gummi- und Kunststoffkomponenten Billiganbietern zu beziehen. Manche Unternehmen tun dies jedoch aus den falschen Gründen. Sie agieren rein preisgetrieben und ignorieren dabei Faktoren, die eventuell gegen diese Art der Beschaffung sprechen.
Es kommt immer wieder vor, dass sich Unternehmen aufgrund des günstigen Preises für Gummi- oder Kunststoffprodukte entscheiden, die ihre Anforderungen nicht zu 100 Prozent erfüllen. Wir hatten beispielsweise einen Kunden, der für seine Werkhalle Schutzmatten benötigte. Er entschied sich trotz Beratung für die billigste Option, die jedoch starke Ausdünstungen aufwies. Nach zahlreichen Beschwerden der Mitarbeiter:innen über den strengen Geruch musste der Kunde seine Entscheidung revidieren und die Schutzmatten austauschen.
Schuld an solchen Fällen sind oft interne Interessenskonflikte. Der Einkauf erhält die Vorgabe, die Kosten möglichst gering zu halten, während die Konstruktion die Qualität der Komponenten optimieren möchte. Teils fordert auch die Compliance-Abteilung möglichst viele Zertifizierungen an, um auf der sicheren Seite zu sein, was die Situation noch komplizierter macht.
Da sich diese Konflikte nicht ohne Weiteres lösen lassen, geben am Ende zumeist die finanziellen Argumente den Ausschlag. Wobei man der Fairness halber erwähnen sollte, dass es auch umgekehrt geht: Manchmal wünscht sich die Konstruktion zum Beispiel überdimensionierte Hochpreismaterialien, die die Kosten des Produkts unnötig steigern.
Auch die Gummi- und Kunststofflieferanten sind nicht ganz unschuldig an dieser Situation. Ihre Angebote sind oft schwer vergleichbar, da sie Kunden gegenüber nicht transparent genug auftreten. So vergleichen Kunden teils reine Einkaufspreise mit solchen, die bereits Verpackung und Transport enthalten. Dabei übersieht ihr Einkauf jedoch, dass mit Blick auf die Aushandlung spezifischer Lieferkonzepte sowie die Kommissionierung eventuell ein anderer Anbieter die günstigere Alternative wäre. Einige Billiganbieter weisen nicht alle Kosten transparent auf, sondern berechnen einzelne Posten erst im Nachhinein. Dies erschwert die Vergleichbarkeit mit der Konkurrenz deutlich.
Starke Preisfokussierung ist eine weit verbreitete Einkaufsstrategie, die jedoch Probleme verursachen kann. Unternehmen, die Gummi und Kunststoff so günstig wie möglich einkaufen wollen, simplifizieren einen komplexen Entscheidungsprozess und erhalten daher häufig verbesserungswürdige Lösungen. Billiganbieter haben zwar ihre Daseinsberechtigung, aber sie sind nicht in allen Situationen ideal, denn ein niedriger Preis erfordert immer Abstriche an anderer Stelle.
Der beste Weg aus dieser Situation ist Transparenz. Unternehmen sollten ihre Anforderungen möglichst präzise definieren und bei der Lieferantenauswahl alle Kosten einbeziehen, um eine möglichst hohe Vergleichbarkeit zu erreichen. So entsteht eine optimale Informationsbasis für die Auswahl des passenden Anbieters.
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